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Personensuche im Niederwerrner Abwasserkanal *Update* PDF Drucken E-Mail
Dienstag, 02 November 2010

Ein Hauch von Krimi aus dem Untergrund

„Es ist alles sehr seltsam“, so der erste Eindruck eines erfahrenen Feuerwehrmanns in Niederwerrn (Lkr. Schweinfurt). Verwunderung spiegelt sich in den Gesichtern der Rettungskräfte, während die Hainleinstraße am Dienstagabend fast auf voller Länge von Blaulicht erleuchtet wird – einen derart ominösen, ja, bizarren Einsatz gab es in der Gemeinde noch nie. Etwa 120 Feuerwehrleute aus Niederwerrn und Umgebung suchen „vermisste Personen“ im Abwasserkanal, mehrere Sanitäter stehen bereit. Genaueres weiß man zunächst nicht.
Ungewöhnlich auch der Weg der Alarmierung: Gegen 16.30 Uhr erhielt ein Fußgänger in Berlin, im Bereich Schöneberg-Tiergarten, per Handy einen Zufallsanruf, wonach im Niederwerrner Kanal Menschen eingeschlossen und teilweise bewusstlos zusammengebrochen sein sollen – angeblich bei einer Übung des ehemaligen Bundesgrenzschutzes.
Der unbekannte Anrufer gab sich selbst als Angehöriger der Bundespolizei aus. Der angerufene Berliner hielt sofort einen Streifenwagen an (entgegen ersten Meldungen war es nicht das Berliner Lagezentrum der Bundespolizei, das informiert wurde). Das Gespräch der Polizisten mit dem Unbekannten brach nach kurzer Zeit zusammen, weil der Akku des Handys leer war. Die Meldung der Berliner Polizisten ging weiter an die Polizeiinspektion Schweinfurt, die wiederum die Feuerwehr alarmierte.
In Windeseile wird die Hainleinstraße zwischen ehemaligem Jugendtreff und Seniorenwohnheim abgesperrt und Luft in die geöffneten Kanalschächte gepumpt. Erste Messungen ergeben keine gesundheitsgefährdenden Werte, rund 40 Pressluftgeräteträger steigen abwechselnd ein, suchen abschnittsweise rund zwei Kilometer Kanal ab, leuchten in die Abzweigungen: In den 80 Zentimeter bis 1,30 Meter niedrigen Gängen, unter Atemschutz, keine leichte Aufgabe. Es weht ein Hauch von Krimi. Personen werden nicht gefunden. Hauptsorge der Feuerwehrler ist es bald, keinen eigenen Mann zu verlieren, sorgfältig werden die Bewegungen jedes einzelnen Geräteträgers registriert. Gegen 18.50 Uhr wird der Einsatz abgebrochen: „Hinweise, dass sich dort Menschen aufhalten könnten, haben sich nicht ergeben“, so Polizeisprecher Karl-Heinz Schmitt. „Es hat sagenhaft geklappt“, lobt Bürgermeister Peter Seifert, der ebenfalls vor Ort ist, die Quasi-Übung. Anwohner versammeln sich am Straßenrand, auch vom Seniorenwohnheim wird der Großeinsatz beobachtet.
Es bleibt das Rätselraten über die Hintergründe, die Vermutungen reichen von einem schlechten Scherz bis zu einem fiktiven Planspiel der Bundespolizei, bei dem eine falsche Nummer gewählt wurde. Davon ist im Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei in Oerlenbach aber nichts bekannt. „Es war niemand von uns vor Ort“, betont Zentralbereichs-Leiter Klemens Wolf, schon gar nicht um diese Uhrzeit. Eine Übung habe es nicht gegeben, sie liege gar nicht im Tätigkeitsbereich der Bundespolizei. Diese sei heute für die Bahn und die Sicherheit im Luftverkehr zuständig.
Am Tag danach großes Medieninteresse an der Wern. Der Rettungseinsatz hat vermutlich mehrere tausend Euro gekostet. Sollte der ominöse Anrufer polizeilich ermittelt werden, könnte es für ihn teuer werden.

(QUELLE: Main-Post - 04.11.2010)


Das Handy ist weg

Wer war der Anrufer, der am Dienstag für eine groß angelegte Suchaktion im Kanalsystem in Niederwerrn (Lkr. Schweinfurt) gesorgt hat? Die Antwort kennt wohl niemand, und langsam drängt sich die Frage auf, ob der Fall überhaupt geklärt werden kann.

Denn: Das Beweisstück, mit dem sich der Anruf zurückverfolgen lassen könnte, das Handy des Passanten, der zwei Berliner Polizeibeamte im Stadtteil Schöneberg angesprochen hatte, fehlt offenbar.

Laut Florian Nath, Polizeisprecher in Berlin Mitte, war der Unbekannte spurlos verschwunden, nachdem die Beamten die Nachricht weitergegeben hatten. Eine Suche blieb ergebnislos. „Der Mann war sehr aufgeregt, wirkte geschockt.“ Deshalb wären die „erfahrenen Beamten“ (Nath) auch nicht misstrauisch geworden. Einer von ihnen hatte den Anruf selbst gehört: Jemanden, der sich als Bundespolizist ausgab, davon sprach, dass er und fünf weitere Personen im Kanal der Hainleinstraße in Niederwerrn feststeckten, dass die Leiter am Ausgang gebrochen sei. Ein Anruf, den der Beamte als „sehr ernsthaften Notruf“ empfunden habe. Ohne Zweifel.

(QUELLE: Main-Post - 05.11.2010)
 
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